Montag, 1. Mai 2017

Kirschblütenmomente

4. September
Nimm meine Hand und stürze dich mit mir in ein Abenteuer, das ich nicht vergesse. Überrasche mich und sei einfach du selbst, lass uns hoch fliegen und tief fallen, lass mich allein und weiche nicht von meiner Seite, wenn ich dich brauche. Und noch mehr, wenn du mich brauchst. Stoß mich weg und zieh mich an dich, gib mir Sicherheit und lass mich im Dunkeln tappen. Aber lass das Licht für mich an, manchmal bekomme ich Panik in der Dunkelheit. Sei ein Rätsel in einem offenen Buch und verstecke die Lösung auf einem Zettel, den du verschluckst. Aber schreib alles noch mal auf, so dass ich es finden kann, wenn ich wirklich danach suche.

Nimm mich mit in ein Abenteuer, das ich nie wieder vergesse, lass uns unter Wasserfällen stehen und in Schneestürmen frieren, unter Palmen in der Sonne liegen und diese Welt voll und ganz leben. Tanz mit mir bis der Morgen graut, und tanze mit anderen. Küsse mich, bis du mich satt hast und dann küsse jemand anderen. Oder auch nicht. Tu was immer dich glücklich macht und tu mir nicht weh. Nur so ein bisschen vielleicht, was dazugehört, aber lass mich nicht am Boden, wenn ich getreten wurde. Trag mich wenigstens ins Bett und deck mich zu.

Überrasche mich und sei einfach ganz du selbst, denn genauso kann ich dich lieben. Überrasche mich und frag nicht nach meinem Namen, sondern ob ich die Farbe Blau mag. Frag mich, ob ich frühstücke. Überrasche mich und sei du selbst und nicht all die anderen. Nicht mal annähernd wie all die anderen.


Es wäre mir eine Ehre, mir von dir das Herz brechen zu lassen.
John Green | Das Schicksal ist ein mieser Verräter


heute
Der Winter ist vorbei, denn mit dir, da ist es Frühling geworden. Mit Kirschblüten und kitschigen Sonnenaufgängen, mit Jacken, die ich morgens bis übers Kinn ziehe und mittags vergesse. Endlich wieder Frühling, endlich wieder die kleinen Dinge sehen, weiße Blütenblätter, wie Schnee vom Wind durch die warme Luft getragen und meine Hand, festgehalten von deiner, während du dich über den kalten Luftstoß beschwerst und ich will lachen, weil dieser Moment perfekt ist und ich nichts perfekt nennen möchte. Aber genau für diesen Augenblick voller Kirschblüten steht perfekt im Wörterbuch.

Wieso nicht einen Einkaufswagen klauen, oder nein, sagen wir kurz ausborgen, und damit durch die Straßen ziehen, mach ein Foto, frier den Moment ein und das Lachen in meinem Gesicht, von dem mir die Wangen schon weh tun, aber es ist gut, alles ist gut und ich will die Welt umarmen, mein Glück hinausschreien und teilen, aber gleichzeitig in ein Marmeladengas von früher füllen und für Ewigkeit konservieren, damit ich nie vergesse, wie du mich in diesem Augenblick fühlen lässt.

Lauf los mit mir, nicht weg, einfach nur los, in die von Straßenlaternen beleuchtete Stadt. Immer zu spät dran, weil ein Kuss nie nur einer bleibt, weil ein Blick in deine Augen mich fortträgt und ich nicht aufhören kann zu lächeln. Unter dem Sternenhimmel nach Händen greifen und sie finden und stundenlang reden und vielleicht noch länger schweigen, weil ich es liebe, dich einfach nur zu spüren. Unaufgeregt. Ich will Kuchen backen, aber so, dass unsere Gesichter mit Teig verschmiert sind. Und ich will ausmalen, der Geruch von frischer Farbe hängt in der Luft und dabei hässliche alte Kleidung tragen, dennoch nicht die Hände voneinander lassen können. Träumen von Sonne und Meer und Eis und Schnee und großen und viel mehr kleinen Dingen, vom Leben.

Momentaufnahmen zwischen uns, und die Zeit steht still und rast, alles zugleich. Ein Blick reicht und mein Herzschlag setzt kurz aus, rast. Stillstand zwischen uns, wenn wir uns ansehen, die Gedanken, die um dich kreisen, wenn ich mir in die Unterlippe beiße. Kopfkino und Leere im Kopf. Dass ich lächeln muss, wenn du nichts Besonderes tust, reden bis vier Uhr früh, vögeln bis drei Uhr nachmittags. Du und ich, das sind Polaroidmomente im hässlichen Licht der Realität, und auch ohne Filter ist das Bild immer perfekt.

„Ich fühle mich, als wäre ich wieder fünfzehn!“
„Macht doch nichts, genieße es einfach.“

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