Kroatien
und ich haben eine Vergangenheit, ich habe meinen ersten Urlaub überhaupt auf
der Insel Krk verbracht, wo ich mich das erste Mal ins Meer verliebt habe. Jahre
später wollte ich nach Zagreb und bin nie dort angekommen, weil ich den
Reisepass vergessen habe. Was mir diesmal auch fast passiert wäre, so
lächerlich das ist. Aber es hat Vorteile, mit den Eltern zu verreisen und nicht
mit dem Zug zu fahren. Und Nachteile, wenn man ein Mensch ist der Listen
schreibt, was nicht auf der Liste steht, wird nun mal nicht eingepackt.
Als
ich aus Marokko zurückgekommen bin, wollte ich nichts mehr als wieder ans Meer,
wieder zurück zu rauschenden Wellen und einem Horizont an dem hellblauer Himmel
auf tiefblauen Ozean trifft. Ich bin hierhergekommen, um abzuschalten, Meerluft
zu atmen und endlich wieder Salzwasser auf der Haut trocknen zu lassen. Und ich
wollte mir über einiges klar werden.
Drei
Monate später steige ich aus dem Auto und muss lächeln, weil es noch dasselbe
Gefühl ist. Ja, ich bin zuhause, am Meer, am Wasser. Kein Moment Zeit für
Zweifel, alles hier macht mich glücklich und gibt mir das Gefühl von Heimat,
obwohl mir dieser Ort völlig fremd ist. Und trotzdem ist es das erste Mal, dass
ich zuhause bin und mein Zuhause vermisse. Schmerzlich vermisse.
Ich
atme tief ein und lasse den Wind mein Vermissen wegschieben und setze mich an
den Steg, lasse die Füße über türkisem Wasser baumeln und beobachte all die
kleinen Fische. Wie viele Seeigel zwischen den Steinen am Grund sitzen. Boote
am Horizont. Möwen in der Luft über uns. Es dauert nicht lange und das Urlaubsgefühl
macht sich in mir breit, auch wenn es die Unruhe des Alltags noch nicht
vertrieben hat. Aber das passt schon so.
Es
ist ein kleines Paradies, wenn auch ein Ort voller Touristen, dennoch ein
kleines Paradies, voller Ruhe und ganz einfach. Nichts scheint kompliziert, ein
Ort zum In-den-Tag-Leben, zum Augen-Zumachen und Sonnenbaden. Zum
Spazierengehen und Beobachten. Die Menschen, Boote, wie sie an- und ablegen,
der Wind in den niedrigen Baumkronen und die Wellen, wie sie ans Ufer rollen.
Und so komme ich an in Drage.
Nach
einem späten Frühstück, dem Check-In und dem Abklären meiner Essgewohnheiten
sind wir nach Biograd gefahren und
waren am Hafen spazieren, meine Eltern haben ein Eis gegessen und wir haben die
Sonne genossen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so wenig zu tun hatte,
dass ich einfach dasitzen konnte, mit geschlossenen Augen und Zeit hatte, mir die
Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen und nach gefühlten fünf Sekunden zu
bemerken, wie unfassbar warm es doch ist. Endlich
wieder Meer. Und nach dem Abendessen die Sonne beobachten, wie sie langsam hinter
den Inseln am Horizont verschwindet.
In
den nächsten Tag bin ich wie es im Lehrbuch steht mit gesunden acht Stunden
Schlaf und hochmotiviert gestartet – was mein Dad ziemlich anstrengend fand und
ich recht ungewohnt. Am Vormittag sind wir in den Nationalpark Krka gefahren, um uns den Wasserfall Skradinski Buk anzusehen, der wirklich
einen Besuch wert ist. Man kommt auf einem kurzen Fußweg von cirka neunhundert
Metern oder über einen Shuttlebus an den Eingang eines Spazierweges mitten
durch das Waldgebiet rund um bzw. vor den Wasserfall. Klares Wasser, grüne
Bäume, Artenvielfalt – für mich als Waldliebhaber einfach traumhaft schön und mit
Kamera in der Hand war ich ein paar Stunden beschäftigt. Am späten Nachmittag
habe ich dann meine Eltern das dritte Mal an diesem Tag schockiert, als ich
tatsächlich eine Runde schwimmen war – das erste Mal waren sie überrascht, dass
ich mindestens drei Liter am Tag trinke, das zweite Mal waren sie genervt, weil
ich zu Fuß gehen wollte, statt den Bus zu nehmen. Was Eltern so überraschen
kann, wenn man nicht mehr unterm selben Dach lebt.
Den
folgenden Tag haben wir entspannt auf einem Boot am offenen Meer verbracht und sind
dann abends nach dem Essen auf den hauseigenen Berg spaziert und haben uns den
Sonnenuntergang angesehen.
Ich
bin hierhergekommen, um abzuschalten, Meerluft zu atmen und endlich wieder
Salzwasser auf der Haut trocknen zu lassen. Und ich wollte mir über einiges
klar werden. Drage ist ein schönes
Fleckchen Erde, um abzuschalten, vor allem, weil man nicht wirklich viel machen
kann. Es ist ein Ort zum Wiederkommen, mit dir. Und dann auch ein Ort zum Bleiben,
eine Weile auf jeden Fall.
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